„Die Malerei der Karoline Wittmann entsprach zu keiner Zeit den Erwartungen, die an Bildkunst gestellt wurden. Von den Anfängen unter nationalsozialistischer Diktatur, deren Kunstideal sie ablehnte, bis zu ihrer Entfaltung in der Ära der gegenstandslosen Malerei, die ihr nicht gemäß war, ließ sie sich auf ihren eigenen Weg nicht beirren. Sie schloss sich denen an, die, von cézann´schen Prinzipien ausgehend, der Erscheinungswelt durch Handschrift und Farbwahl ihren persönlichen Ausdruck verliehen. Dabei herrschten zwei gegensätzliche Themenbereiche vor, denen jeweils unterschiedliche Bildsprachen eignen: Die Stilleben aus der preziösen Atmosphäre ihrer Atelier-Wohnung hervorgegangen, und das gesellige Leben der Münchner Volksfeste, mit denen sie von Kindheit an verbunden war.“ (Die Kunsthistorikerin Ingrid von der Dollen in „Karoline Wittmann - das Malerische Werk der Münchnerin“) |
Karoline Wittmann wurde als Karoline Erlacher am 26.2.1913 in München-Bogenhausen als drittes von vier Kindern geboren. Die Eltern Ludwig und Maria Erlacher besaßen ein Galanteriewarengeschäft, was der Familie wirtschaftliche Sicherheit bot und auch Karolines Auskommen sichern sollte. Die künstlerisch Begabte hatte jedoch eigene Pläne. Sie wollte Malerin werden und ging Ende der 20-iger Jahre auf die Malschule von Moritz Heymann, München. Dort waren auch Schüler wie Wolfgang von Websky (1885-1992), Peter von Rawita-Ostrowski (1902-1964). Als 1933 diese jüdische Malschule von den Nazi geschlossen wurde, besuchte sie auf der Akademie der bildenden Künste (AdbK) München Abendaktkurse bei Prof. Mayrshofer. Nach Aufnahmeprüfung auf die AdbK studierte sie bei den Professoren Adolf Schinnerer, Max Mayrshofer und Julius Hess, dessen Meisterschülerin sie wurde. |
1938 heiratete sie den Bildhauerstudenten Paul Wittmann (*1911 München +1993). Sie beziehen ein Wohn-Atelier in München-Thalkirchen. 1939 wurde Paul Wittmann zur Wehrmacht eingezogen, während Karoline Wittmann auf der Akademie weiter malen konnte. 1941 erwarb sie aus dem Nachlass von Prof. Heinrich von Zügel (*22.Okt. 1850 Murrhardt + 30.1.1941 München) seine Malstaffeleien, auf denen sie ihre Bilder ab 1945 im Atelier malte. Während der Bombenangriffe des 2. Weltkrieges verlor sie nahezu alle bis dato entstandenen Bilder. Nach Abschluss des Studiums (1944) und der Geburt ihres Sohnes Paul (1946) verfolgte sie zielstrebig ihre Laufbahn als freie Malerin. Unterstützt wurde sie dabei von ihrem Mann, der ihr zuliebe auf eine eigene Karriere als Bildhauer verzichtete. |
Karoline Wittmanns eigentliche Schaffenszeit umfasst 25 Jahre. Zwischen 1940 und 65 schuf sie mit ca. 340 Ölgemälden ihr Lebenswerk. In den späten 50er Jahren vollzieht sich ein Bruch in ihrer Malerei, der wohl zurückzuführen ist auf eine nervliche Krankheit, die sich im Laufe der Jahre verschlimmerte und ihre künstlerische Laufbahn 1965 beendet. Mit den psychisch belastenden Schaffens-bedingungen ging sowohl eine neue Motivwelt als auch eine stilistische Veränderung einher. |
Am 15. März 1978 starb Karoline Wittmann im Alter von 65 Jahren in München. Im letzten Jahrzehnt ihres Lebens hatte sie aufgehört zu malen. Zum einen wurde durch die Elektroschockbehandlung ihre schöpferische Kraft gebrochen, zum anderen, möglicherweise auch weil sie nach ihrem eigenen Empfinden ihr künstlerisches Lebenswerk vollendet hatte. Karoline Wittmann gehört zu den „Malern der ersten Stunde“, die sich nach dem 2. Weltkrieg in Künstlergenossenschaften organisierten und fast ausschließlich der gegenständlichen Malerei widmeten. Sie war Mitglied in drei Münchner Künstlerverbänden: der Neuen Münchner Künstlergenossenschaft, des BBK und der Gedok. Von 1949 bis 1960 beteiligte sie sich jährlich an der Großen Kunstausstellung im Haus der Kunst. 1955/56 nahm sie an der Gedok-Wanderausstellung „Contemporary Women’s Painting in Germany“ teil, und 1958 war sie bei der Ausstellung „München 1869 – 1958, Aufbruch zur Moderne“ neben Werken von Picasso, Pechstein, Nolde etc. mit dem großformatigen Bild „Jongleur“ vertreten. |